Bärenplatz: «So eine Fläche verkauft man nicht»
Aargauer Zeitung, 24.02.2017
«Wir hatten doch nur 25 Stühle aufgestellt», sagte Werner Schenker und liess den Blick durch den vollen Saal wandern. «Und jetzt sind so viele Leute gekommen.» Gut 100 Personen waren es, die sich schliesslich zum Info- und Diskussionsforum über die Zukunft des Bärenplatzes im Gemeindesaal einfanden. Sie waren der Einladung des Referendumskomitees «Bärenplatz für alle» gefolgt, zu dem auch Schenker gehört. Zur Debatte stand, ob ein Stück Land an die ADAG AG verkauft werden soll. Der Gemeinderat ist der Meinung, dass man den Wert des Grundstücks an bester Lage abschöpfen soll. Man wolle eine sinnvolle und zweckmässige Nutzung, die der Öffentlichkeit etwas bringe. Am Infoabend liessen die Buchser am Vorhaben jedoch kaum ein gutes Haar. Deutliche Kritik ging an die Adresse des Gemeinderats, der allerdings nur mit einem Mitglied, Walter Wyler, zugegen war: Die Anwesenden hätten sich mehr Mitwirkungsmöglichkeiten gewünscht. Ein Mann sagte: «Man hätte die Bevölkerung von Anfang an fragen sollen, inwieweit sie bereit ist, ihr Filetstück zu verrösten. Dieses Projekt ist konzeptlos.»
Gemeinderat: «Es ist eine Chance»
Ein konkreter Streitpunkt war die geplante Tiefgarage respektive die Zufahrt via Suhrenweg. Auch die vorgesehenen 14 Parkplätze oben auf der «Piazza» waren den Anwesenden ein Dorn im Auge, weil sie via Platz angesteuert werden müssen. Hinzu kam die Tatsache, dass die Gemeinde zwar den ganzen Platz in Anspruch nehmen kann, inklusive Parkplätze und Aussenfläche des Restaurants. Aber nur für sieben Tage pro Jahr.
Dass die Investoren in den oberen Stockwerken Alterswohnungen bauen wollen, erfuhr selbst der Gemeinderat erst aus einem Artikel in der az. Das bestätigte Walter Wyler. Er liess durchblicken, dass es nur zwei potenzielle Investoren gegeben habe. «Einer liess sich gar nicht in die Karten blicken. Und der andere steht jetzt zur Diskussion.» Die ADAG AG wolle «einen sehr, sehr, sehr guten Preis» zahlen, obwohl der Gemeinderat «viele Auflagen und Konzessionen» ausgehandelt habe. Es sei eine Chance, dass auf dem seit 1990 brachliegenden Bärenplatz endlich etwas geschehe.
Investor war im Publikum
Was den Votanten nicht klar war: Ein Investor sass mitten unter ihnen. Dennis Demann, dem die Hälfte der ADAG gehört, kam in Begleitung von Benjamin Ammann, Sohn des zweiten Inhabers Martin Ammann. Viel Kritik und auch Häme hatte sich Demann anhören müssen, was offenbar Emotionen geschürt hatte. So reagierte er recht ungehalten, als er nach geraumer Zeit erstmals das Wort ergriff: «Wir haben kein Problem damit, wenn Sie den Platz behalten wollen», sagte er. «Aber wenn Sie sagen, der Gemeinderat habe uns Investoren freie Hand gelassen, ist das Blödsinn. Wir hatten zahlreiche Sitzungen und Regulierungen.» Ihm sei aufgefallen, «dass die Leute den Vertrag zwischen uns und der Gemeinde nicht kennen». Das Projekt sei gemeinsam mit dem Gemeinderat entwickelt worden. Punkto Kritik am Gastrokonzept im Erdgeschoss sagte er, sein Unternehmen habe bewiesen, dass es solche Betriebe zum Laufen bringen könne. «Das Café Maier in Aarau, die Krone in Lenzburg, das Schwarze Kamel in Luzern – es sind alle durch die Decke geschossen.» Worauf eine Dame konterte: «Das ist ja schön für Sie, aber muss es unbedingt auf unserer grünen Lunge sein?» – «Sie können das Spittel draussen beim Alterszentrum haben, aber nicht unser Herzstück», schob ein Mann nach. «Die Gemeinde weiss gar nicht, was sie will – ob ein Gebäude, eine grüne Wiese, einen Flughafen», konterte Demann.
«Reaktion auf das Einbetonieren»
Damit hatte Demann nicht unrecht. Am Infoabend wurden allerdings ein paar Ideen vorgetragen. Mehrere Personen schlugen vor, ein temporäres «Beizli» aufzustellen, so etwas wie das Summertime oder die Schwanbar in Aarau. Ein Herr fragte, ob es überhaupt einen Bärenrank brauche oder ob man nicht beim alten Feuerwehrgebäude und beim Gemeindehaus zwei Kreisel hinstellen sollte, dann ginge die Strasse «pfiffegrad dure» und nebenan könnte ein Platz entstehen.
Ein Mann bezeichnete eine frühere Projektstudie der einheimischen Hutmacher + Kissling Architekten als «geniale Idee» – sie hatte einen einstöckigen Pavillon vorgesehen. Darin könne die Bibliothek untergebracht werden, so der Votant. Zudem sei der Grünraum zur Suhre hin zu öffnen. Eine Mitarbeiterin der Jugendarbeit wünschte, der Platz möge nicht wie alle anderen öffentlichen Plätze «mit hunderttausend Verboten belegt sein».
«Was hier passiert, ist die Reaktion auf das Einbetonieren von Buchs. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist, und wir wollen diese Grünfläche behalten», sagte ein weiterer Mann, und erntete Applaus. Der Herr zwei Sitzreihen weiter hinten wurde noch deutlicher: «So eine Fläche mitten im Zentrum verkauft man nicht. Aus. Punkt.»